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 Slowenien-Kroatien

Eine Reise mit leidenschaftlicher Schönheit, Gastfreundschaft und Blessuren

„…und wir finden ja sowieso keinen Campingplatz,“ motzt es in meinem Helm. „Doch klar, schon bald, da bin ich mir sicher“, beruhige ich und fahre weiter in den Abend hinein auf Kroatiens Küstenstraße. 

„Sagst du immer, stimmt aber nicht“, kommt es von dem 10-jährigen aus dem Seitenwagen zurück.

Ja, da hat Tom recht. 

Wenngleich es uns vor einigen Tagen ja doch mal halbwegs rechtzeitig gelang, im Camp Vili, nahe der Soča in Slowenien, unsere Zelte zu errichten.

Danach auch zwangsweise auszuruhen, unser Luca bekommt Fieber und erst nach drei Tagen können wir weiter und nach Kroatien einreisen.

Doch, beginnen wir von vorn:

Die Idee Slowenien – Kroatien stromert schon lange Zeit durch unsere Köpfe und endlich ist es dann soweit.

Mit dem Autozug gelangen wir nach dem Start in Hildesheim locker über Nacht nach Villach. Es dauert immer nach der Ankunft, bis der Hund versorgt, das Gepäck verstaut und die Jungs motiviert früh morgens den Seitenwagen besteigen, um loszufahren. 

Hinter mir scheppert es…

Petra dürstet es, nun aber los, die ersten Kilometer mit der GS 650 auf Österreichs Straßen zu touren. Klappt alles so tadellos, dass wir kein Problem sehen, das Kopfsteinpflaster des Vršič-Passes hinaufrollen. Petras erste Tour mit dem eigenen Motorrad euphorisiert geradezu, absolut freudig den Pass ohne Rast schon wieder auf der Südseite herunter zu rollen, bis ich mich in der letzten Linksserpentine sehr spontan entscheide, rechts in die kleine Seitenstraße zu fahren, um den weiteren Verlauf des Tourtages zu besprechen.

Ankunft in Villach. Es dauert, bis wir loskommen.

Hinter mir scheppert es, der Rückspiegel zeigt eine sich kugelnde Petra, die Jungs drehen im Boot die Hälse um 180 Grad und der Hund kommt aus der Deckung des EML GT 2001, als das Gespann zum Stehen kommt. 

Nix passiert, aber bitte soll ich doch Richtungsänderungen nicht allzu plötzlich vornehmen, schließlich geht die Kehre nach links und warum ich bitteschön nicht blinke und überhaupt ist es nicht nötig anzuhalten, meint meine Frau, die jetzt wieder mit mir das Motorrad aufrichtet und mir gestenreich umsichtigeres Fahren signalisiert. Ja, hat sie recht und nach kurzem Richten der Krone, der Spiegel, des Handschutzes und der Koffer, Erklärungen an die Jungs „Warum ist Muttern einfach umgefallen“, und der Hund muss sowieso gerade Gassi, kann das hier alles weiterfahren.

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Tolles Camp in Slowenien bei „Kamp Vili“

…und kommen als Helden zurück…

Nach mehreren Etappen und einem Zwangsaufenthalt im Kamp Vili in Slowenien nahe Volarje aufgrund einer leichten fiebrigen Erkältung von Luca, springen wir einige Tage später mit unserem Guide beim Canyoning aus 8 Meter Höhe in unbekanntes Gewässer, folgen auf diese Art dem Fluss und kommen als Helden abends zurück. Das Los des Verbleibs auf dem Camping fällt auf Petra, denn einer der Eltern muss beim Hund auf dem Platz bleiben.

Wir besuchen die Höhle Skocjanske Jame, staunen über sich auftuende Hallen, Stalagmiten, Stalaktiten und Abgründe. 

…grollender Donner mit zuckenden Blitzen…

Durch Slowenien cruisen Boxer und Einzylinder über traumhafte Straßen durch eine bezaubernde Landschaft vieler Wälder mit immer wieder auftauchenden Lichtungen und Ausblicken.

Flugs das Navi auf die kürzeste Strecke gestellt, tauchen wir ein in die Einsamkeit. Die Straße wird zur Schotterstrecke mit ausgewaschenen Spuren, durch die sich wenig später beim massiven Wolkenbruch diverse Flüsse ihren Weg suchen. Dazu kommt grollender Donner mit zuckenden Blitzen um uns herum. Beim Versuch das Gespann halbwegs in die Spur zu zwingen, erhalte ich immer wieder Rückmeldungen des aufsetzenden Fahrwerks und des Seitenwagens, der sich vollgepackt nur mühselig dirigieren lässt. 

Das Navi zeigt keinen Ort in der Nähe, also müssen wir weiter durch den prasselnden Regen. 

Mittlerweile steigt der Wasserspiegel in den Stiefeln und wir alle sind pitschenass. 

Vielleicht sollten wir bei dieser Etappe die Safety-first Montur mit der Badekleidung tauschen, es ergäbe keinen Unterschied bis auf den Sicherheitsverlust. Immer mal wieder denke ich an unsere Regenkombis, die aufgrund von Platzproblemen zuhause blieben. Und sowieso fahren wir ja in den Süden. Und überhaupt ist die Mitnahme von Küche und Campingkram, Strand- und Wasserspielzeug wichtiger. Dachten wir.

Unsere beiden Jungs, mittlerweile ist der Jüngste auf dem Sozius, halten tapfer durch. Tom hinter mir dreht sich immer wieder zu seiner Mutter um und checkt ihre Fahrweise, während der ältere Luca das Licht im EML angeknipst hat und fernab von den Naturgewalten in geschlossener Kabine mit vollständig beschlagenen Scheiben des Bootes sein Buch liest.

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Noch sind alle trocken

…Grenzen der erlebbaren Fahrphysik…

Nach der Passhöhe geht es teilweise steil bergab, was Petra an die Grenzen der erlebbaren Fahrphysik bringt und sie mit schlingerndem Heck brillant, fast im Schritttempo, ihre BMW irgendwie um nun auch noch aufkommende Serpentinen bringt.

Irgendwann muss doch trotz dieser verlassenen Gegend mal ein Dorf oder eine ähnliche Ansammlung von Menschen auftauchen. Ah, endlich, nach einer Kurve kurz hinter dem Ortseingang, sieht das Anwesen auf der rechten Seite ähnlich eines günstigen Hotels aus. Als ich eintrete, kommt mir ein halbnackter Bär von einem Mann entgegen, den ich frage, ob hier noch ein Zimmer frei ist für vier Personen. Er ist bestimmt kein charming boy, jedoch gibt er mir freundlich zu verstehen, dass hier ausschließlich Männer erwünscht sind. Mittlerweile bemerke ich auch die Vielzahl von roten Laternen und schlussfolgere messerscharf, dass ich in einem Bordell gelandet bin. Meine Frau krümmt sich vor Lachen, als ich ihr mit roten Ohren draußen von meinem Irrtum berichte.

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Völlig durchnässt bis auf die Knochen erreichen wir kurz darauf das Hotel Gold Club nahe Grivce, ca. 50 km nördlich von Triest, in dem uns trotz des eingeschleppten Wassers an der Rezeption mitleidig gerne Zimmer zugewiesen werden. 

Der nächste Morgen bringt blauen Himmel, macht Strapazen vergessen, und wir brausen trocknend durch die unglaublich schöne Natur der Grenze Sloweniens entgegen.

Mittlerweile erreichen wir Kroatien und sind begeistert ob der fantastischen Aussichten auf das Meer und die vorgelagerten Inseln.

 

…fordert Kompromisse und Verzicht…

Allerdings fallen Campingplätze, die wir von der Küstenstraße aus unten am Meer sehen, meist durch.

...trocknen, trocknen, trocknen...

Das Motorradreisen mit Kindern und unserem Aussie Mika fordert Kompromisse und Verzicht, fördert aber auch Anekdoten und eine Menge Spaß in der Familie. Auch wenn sie von oben traumhaft ausschauen und es sicher auch sind, fehlt der Auslauf für den Hund, zu wenig Spielgeräte oder, oder, oder.…..

Schließlich, dem oben erwähnten Druck unseres Sohnes Tom nachgebend, folgen wir dem Hinweisschild nach links oben hoch auf den Berg und stehen vor einer Pension. Der Wirt ist restlos begeistert von Gespann, Solo-Motorrad und der Besatzung, beim Blick auf den Hund entstehen jedoch Sorgenfalten auf der Stirn. „Der Hund darf nicht in die Zimmer, der bleibt draußen“, so das Kommando. Wir haben Verständnis, schließen unsere Jacken, bereit zur Abfahrt. „Meine Touristi, meine Touristi“, schallt es sofort und wir dürfen doch einziehen unter dem Versprechen, dass der Hund nicht ins Bett kommt. Tut er bei uns zuhause auch nicht, versichern wir, stimmt auch! 

 

…zum Abend eine gigantische Fleischplatte…

Es gibt zum Abend eine gigantische Fleischplatte und die nun „seine Touristi“ zieht es alsbald nach einem kräftigen Sliwowitz in die Gemächer.  Und Mika auf den Teppich.

Der nächste Morgen beginnt, wie der Abend endete, der Eigentümer kommt zu seinen Touristi auf die Terrasse ihres Appartements mit dem obligatorischen Sliwowitz und bemerkt, eigentlich müsse man ihn gleich nach dem Aufrichten bereits im Bett zu sich nehmen, dann läuft der Tag einfach besser und gesund ist es obendrein. Doch wir alle kommen um den Genuss mit Hinweisen auf unsere Fahrtüchtigkeit und minderjährigen Kinder herum. 

Mit bestem Ausblick auf das traumhafte Meer rollen wir Richtung Zadar, genießen die Insel Pag mit geschotterten Wegen und suchen, zurück auf dem Festland, mal wieder einen Campingplatz. Unsere Jungs möchten nun aber wirklich mal Urlaub machen mit einem längeren Aufenthalt und Baden, Spielen, einfach mal einige Tage genießen. Können wir gut verstehen, denn auch die Großen brauchen mal ´ne Pause.  

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Das opulente Abendesssen überfordert die ganze Familie…Ausnahme: Mika

So finden wir einen gigantischen Platz bei Zadar, vollgestopft mit Wohnwagen eng an eng und bekommen einen zugewiesenen Platz für einen irre hohen Preis.

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Nach akribischer Suche und Entfernen der auf dem Boden liegenden dornigen Sträuchern, bauen wir unser Zelt auf. Leider war das Aufräumen des Platzes nicht sorgfältig genug, so dass Toms Matte die Nacht nicht heil überlebt und wir doch einen Ersatz erstehen mussten. Selbiger eignet sich jedoch auch hervorragend, um bei hohen Temperaturen und herrlichem Badewetter im Wasser Kapitän sein zu können.

Bei unseren Jungs kommt große Freude auf, als sie den abenteuerlichen Spielplatz im Wasser mit Rutsche, Plattform und anderen Spielgeräten entdecken. Zur großen Enttäuschung stellen wir dann verblüfft fest, dass der Besuch noch einmal Eintritt kostet, was in Verbindung mit den bereits astronomisch hohen Platzgebühren äußerst unverständlich ist, finden wir alle.  

Kochen macht immer Spaß, selbst in Zaton-Camping

Da dieser Zirkus- und Animationsplatz mit traditioneller Live-Musik und einem Abfütterungsbetrieb gleichenden Restaurants überhaupt nicht dem entspricht, was wir unter einem Campingplatz verstehen, unterstützen uns die Jungs am nächsten Morgen darin, diesen Platz fluchtartig zu verlassen. 

 Am frühen Nachmittag nehmen wir die Fähre im Hafen Zadar, um auf der Insel Ugljan nach einer anderen Bleibe zu suchen, wo wir eine Woche die Seele baumeln lassen können.

Alle Plätze sind belegt…

Holgers Suche nach einem Camping auf dem kleinen Eiland mit Petras wendiger und fixer 650er GS fällt leider negativ aus. Alle Plätze sind belegt, kein Hotel, keine Pension hat noch Zimmer. Also fährt er zu der Familie zurück, die in der Zwischenzeit im Hafengebiet eine Tourist Information entdeckt hat, die allerdings auch keine Angebote mehr hat.  

Vier Personen rauchen die Köpfe, nur unserem Aussie Mika ist das alles wurschtegal, die vier werden schon die Lösung finden und dass noch genug Fressen im Kofferraum des Seitenwagens ist, weiß er genau, also bloß keine Panik, ich leg mich dann mal hin….

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Gleich kommt die Fähre nach Ugljan im Hafen von Zadar

Ohne Bleibe, aber mit schnell nahender Dämmerung, wird das hier allmählich schwierig, wissen dazu im Gegensatz die Menschen.

Was nun, Familie im Hafen Ugljan, nachdem die letzte Fähre des Tages zum vielleicht rettenden Festland abgelegt hat? 

Wie so häufig, kommt uns der Zufall in Form eines aufmerksamen Beobachters unserer Situation, entgegen. Der freundliche Herr fragt uns, ob wir Zimmer suchen würden, er hätte eine kleine Pension gegenüber der Bucht. Wir können es nicht glauben, die rote Scheibe senkt sich bereits bedrohlich Richtung Erdboden und so folgen wir ihm gerne. Schwuppdewupp stehen wir in der Einfahrt einer schönen Übernachtungs- und Urlaubsmöglichkeit.

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Wir genießen mit den Jungs eine wunderbare Woche auf Ugljan, gehen gerne auch mal direkt am Meer preiswert essen, kaufen auf dem Markt frisches Gemüse und Obst.

…mir reißt es den Zehennagel ab

 

Einen Tag vor dem Start zur Rückfahrt auf einem Steg stehend, in die Ferne schauend, hänge ich meinen Gedanken nach, kralle meine Zehen an den Rand, übersehe eine mittlere Welle, die ein sehr eng am Steg liegendes Ruderboot hochhebt, und mir reißt es den Zehennagel ab.  Tut richtig weh. Die Blessur wird dann mit dem Schweizer Messer, Bastelschere, Desinfektion und einem fetten Verband von Petra in Ordnung gebracht.

Es wird gepackt...die Rückfahrt beginnt

Bald reisen wir ab, der Fuß passt nur knapp, trotz des entnommenen Fußbetts, in den Motorradstiefel, muss aber, denn nun geht es nach Triest, wo wir nach einer Fahrt durchs Inland eines noch immer mit den Nachwehen eines verheerenden Krieges kämpfenden Kroatiens, den Autozug erreichen müssen. 

…wo bitte ist unser Zug?

Nach einem unproblematischen Grenzübertritt bei Pasjak nach Slowenien, touren wir zurück in die EU. Leider muss es jetzt geschwind durch ein Stückchen Slowenien gehen, um den Autozug rechtzeitig in Triest zu erreichen. 

Etwas wuselig ist die Fahrt durch die Stadt zur Mittagszeit und endlich finden wir das Terminal unserer gleich beginnenden Verladung. Ääähh…, wo bitte ist denn unser Zug?

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Operation mit bescheidenen Mitteln, aber steril, fast. Heute gibt es ihn wieder, den Zehennagel.

Den sollte Holger nun aber fix klar machen, die Zeit läuft…. Wo verd… und verfl… ist unser Zug? Aufgekommene Panik wird von einem freundlichen Mitarbeiter gelöscht.  „Aber Signore, ihr Zug fährt morgen zu dieser Zeit, non oggi, nicht heute, per favore.“  Holger fällt alles aus dem Gesicht. „Scusi, scusi, so sorry, mille grazie,“ entschuldigt sich der aufgeregte Deutsche beim lachenden, entspannten Italiener. 

Reuig geht Holger zurück zur Familie und muss Abbitte leisten. Prügel für den gleichen Fehler, bezieht er dann erst einige Jahre später.

Zuletzt freuen wir uns alle, denn nun bleibt Zeit für Sightseeing Triest. Wir verzichten auf das Zelten und checken in ein 4-Bett-Mini-Hotelzimmer ein. Wir chillen einen entspannten Nachmittag in dieser malerischen Stadt voller Kulturdenkmäler

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Wow, ist das toll hier, in Triest.

Beim Bummeln am Meer auf der Promenade fasziniert uns der Sport einer spektakulären Zweier-Ruderregatta und wir erleben sogar ein Beatles-Revival Open-Air-Konzert in den Abendstunden. Allerdings nur kurz, denn unser Hund schließt sich dem Applaus des Publikums mit lautem Gebell an. Tja, nichts zu machen, aus Rücksicht müssen wir uns zurückziehen in ruhigere Viertel. Ein kleiner Imbiss tröstet über den Verlust des Konzertes hinweg. 

Am nächsten Morgen entern wir, aber nun tatsächlich, den Autozug. Auf Nachfrage zuhause erzählen uns die Jungs, dass die erlebten Abenteuer doch richtig knorke waren und das nächste Mal möchten sie dann auch mal nach Dubrovnik und was ist eigentlich Albanien für ein Land und Montenegro hört sich auch so richtig spannend an…

Woher wissen sie das eigentlich, haben sie uns etwa die Karte stibitzt und heimlich Vadderns Navigation in Frage gestellt? 

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