

Schweiz
Pässe erfahren, den Kurvenreigen genießen
Aus Zeitgründen gibt´s in diesem Jahr nur ´nen kleinen Sprung in die Schweiz.
Von Bielefeld über Dillenburg auf dem gleichnamigen Waldcamping mit Übernachtung in einer kleinen Hütte, gelangen wir nach Horb am Neckar und übernachten wieder nicht im Zelt, sondern im urgemütlichen Fass. Der Aufbruch gelingt morgens einfach zügiger, haben wir doch nur wenig Zeit.
Bei Schaffhausen überqueren wir problemlos die Grenze. Bei der Suche nach einem Platz für die Nacht in südlicher Richtung finden wir Camping Gütighausen an der Thur. Der nette Empfang, durch den telefonisch herbei gebetenen Verwalter, ist ausgesprochen herzlich und unproblematisch. Das Motorrad darf zwar aus Naturschutzgründen nicht neben das Zelt, aber gerne in Sichtweite die Nacht verbringen.
Auf dieser Tour nehmen wir unser uraltes (knapp 30 Jahre) Hilleberg Zelt Keron 3 GT mit.
Ein Umweg über den Klausenpass entlockt ein hohes Maß an Fahrfreude.
Das folgende Übernachten und Zelten am Urner See, gelingt überhaupt nicht.
Mal wieder zu spät suchen wir einen Campingpatz.

Unser Methusalem Keron 3 GT sollte sich trotz nachlässigem Aufbau nochmal bewähren
Wegen ausgebuchter oder wegen Corona geschlossener Campingplätze telefonieren wir herum, und melden uns an, auf dem Camping Windsurfing Urner See.
Zwar genießen wir unsere mitgebrachte Vesper auf einem Felsen direkt am See, haben jedoch vorher beim Einchecken eine mega anstrengende Auseinandersetzung mit dem äußerst unfreundlichen Platzwartpaar. Denn plötzlich gibt es keine freien Plätze mehr, trotz unserer telefonischen Anmeldung. Rüde werden wir auf die Wiese vor der Surfschule verwiesen, sollen aber „vor 08:00 Uhr den Platz räumen“! Wir verschwinden schon um 07:00 Uhr des Folgetages.

Relaxed alles im Blick
Ein Pass nach dem nächsten, ein wahrer Kurventanz, laden ein, das erlebte Desaster zu vergessen und uns der Schönheit der Schweizer Alpen hinzugeben:
Doch wir bleiben stark…
Über den Susten und Grimselpass wedeln wir zum Forest-Lodge-Camping Oberwald.
Hier verführen uns der traditionelle Furka Bergstreckenwaggon, eine Biwakschachtel, ein Bauwagen und eine skandinavische Rundhütte zur Übernachtung. Doch wir bleiben stark und bauen unseren eigenen Tunnel dazwischen auf. Der Bergstreckenwaggon bietet sich zum Kochen an und der Benzinkocher faucht zufrieden vor sich hin. Die Abendessen sind also trotz schnell nieder gehenden Temperaturen in kuscheliger Atmosphäre entspannt zu genießen.
Die kalten Nächte laden ein, uns tief in die Schlaftüten zu graben und morgens im bereits warmen Sonnenlicht den Tag zu begrüßen.
…können uns nicht satt sehen an deren Schönheit
Schwindelig gefahren bei traumhaftem Wetter erreichen wir über den Nufenen Pass die alte Gotthardstraße mit klassischem Kopfsteinpflaster und engen Kehren.
Herausgefordert durch die angestrengte Sucherei nach der Ideallinie genießen wir bei strahlendem Sonnenschein die überwältigende Bergwelt und können uns nicht satt sehen an deren Schönheit.
Der Abschied von dieser Seite des Passes fällt schwer, so dass wir unweit der Passhöhe eine zünftige Vesper einnehmen, um Muskeln, Knochen und Augen zu entspannen.
Neugierig erreichen wir den Scheitel der alten Gotthardstraße. Bei dem uns entgegenkommenden Trubel begrüßen wir nachträglich unsere weise Entscheidung, in der Einsamkeit gevespert zu haben.
Nicht genug vom Schwingen und Cruisen nehmen wir in den Abendstunden den Oberalppass unter das Heidenau-Profil. So kommen wir in den Genuss eines spektakulären Almabtriebs, der mit lautem Geläut sogar den Boxer übertönt.
…und lassen uns sanft in den Schlaf gleiten…

Rast an der alten St.Gotthard-Straße
Spät am Abend gelangen wir, nahe Sedrun, zum Camping Campadi Rein. Hier werden wir fröhlich und unkompliziert empfangen. „Stellt euch hin, wo es euch gefällt“, so die einnehmend, freundschaftliche Ansage der Inhaberinnen

Wir entscheiden uns für ein Plätzchen neben dem Fluss und lassen uns sanft in den Schlaf gleiten vom gurgelnden und rauschenden jungen Vorderrhein.
Am Morgen entscheiden wir uns, nach dem Kurvengenuss ein paar Tage auf Schusters Rappen zu verbringen und diese berauschende Gegend tief in uns aufzunehmen.
Auch unsere in die Jahre gekommene „White Mama GSA“ freut sich über die Ruhe.
Der Benzinkocher läuft heiß auf der anderen Seite des Flusses, wo wir an den aufgestellten Bänken und Tischen zauberhafte Menüs kreieren. Die visuell und akustisch traumhafte Kulisse dürfen wir zu jeder Mahlzeit genießen, während wir, fast unwirklich, auf der gegenüberliegenden Seite die idyllische Bergbahn beobachten. Die Schweiz eben.
Romantischer Campingplatz Campingviva am jungen Rhein
Allerdings sollen heute den Platz andere Inhaber leiten unter dem neuen Namen Camping Viva.
Bleibt zu hoffen, dass auch sie die gleiche Herzlichkeit haben, die wir im Jahr 2020 erleben durften.
Wir brechen auf und machen uns auf den Weg zum nächsten Pass, den Lukmanier. Über Bellinzona wechseln wir die Richtung nach Norden und fahren über den St. Bernadino Richtung Splügen.
…gibt den Blick frei in die wahnsinnige Tiefe
Schon bald eröffnet sich der Fahrgemeinschaft völlig spektakulär die Viamala-Schlucht und gibt den Blick frei in die wahnsinnige Tiefe. 1935 wurde die Brücke unter der Leitung des Bauamtes Graubünden eröffnet und dieses gewaltige Bauwerk vollendet. Der Hinterrhein hat sich hier in Jahrtausenden seinen Weg in die Felsen geschnitten.
Eine Gedenktafel weist hier auf den entsetzlichen Tunnel-Unfall im September 2006 hin. Schweigend nehmen wir von dieser Katastrophe Kenntnis, die uns durch die namentliche Erwähnung der Opfer sehr nachdenklich macht.
Unter Vermeidung des Platzes in Splügen, der nicht gefällt, fahren wir weiter nach Andeer zum Camping und werden nett willkommen geheißen, allerdings zelten wir unvermeidbar zwischen Wohnwagen.

Viamala-Schlucht
Können aber in einem dafür vorgesehenen Container zu Abend essen und auch frühstücken. Es ist merklich kühl.
Gestärkt und mit unvergesslichen Eindrücken der Schweizer Alpen und Pässe nehmen wir den glatten Asphalt auf dem Rückweg nach Hause unter die Pneus. Unsere „White Mama“ trägt uns über die nun nicht zu vermeidende kurvenlose Strecke über Liechtenstein sicher heim.
Hier übernachteten wir:
http://camping-schüttehof.de/de/ .
https://www.windsurfing-urnersee.ch/ . (nicht empfehlenswert)
