

Marokko
Einmal Sahara und zurück
Fünf Wochen sollen es werden, die nördliche Sahara ruft immer lauter.
Unseren Jungs sind endgültig die Schuhe zu klein und sie spornen uns an, nun endlich unseren Traum zu realisieren und versichern uns, sich liebevoll und verantwortungsbewusst um unseren alternden Aussie Mika und den Haushalt zu kümmern, woran wir keinen Zweifel haben.
Marokko heißt das neue Ziel.
…vereint auf einem Motorrad…
Ohne Kinder, ohne Seitenwagen-Gespann, ohne Hund, wieder solo nach 25 Jahren. Wir brauchen uns nur um uns zu kümmern, wie früher, vereint auf einem Motorrad. Ein merkwürdiges Gefühl. Schon seltsam, aber doch sehr vertraut.
Nach einer wunderbaren Tour durch Luxemburg und Frankreich erreichen wir entlang der Rhone, Sète am Mittelmeer.
Im Hafen fahren wir der Fähre „Majestic Palermo“ ins weit geöffnete Maul, während die Sonne bereits tief im Westen steht.
Wir sind überglücklich…
Die Fähre bringt uns in 36 Stunden nach Tanger in Marokko. Genug Zeit, um bereits auf See die Einreiseformalitäten zu erledigen.
Nach ersten Reifenberührungen marokkanischen Bodens werden wir freundlich begrüßt, vielfach mit den Rufen „Welcome in Maroc“ oder „Welcome Germany“. Wir sind überglücklich, winken und rufen voller Begeisterung zurück.
Im Schatten der Moschee in M´Dic, an der Mittelmeerküste, genießen wir den ersten Kaffee und Tee. Herrlich spannend, die fremde, andere Kultur auf uns wirken zu lassen.

Abfahrt von Sète nach Tanger Med
…wir nutzen den steilen Pfad…
Nach äußerst ungemütlicher Fahrt, mit stellenweise orkanartigen Böen und den entsprechenden Schräglagen, ist unser Ziel Chefchaouen und der dortige Camping Azila erreicht. Oberhalb dieser „Blauen Stadt“ am Rande des Rifs, ist das Zelt schnell aufgebaut und wir nutzen den steilen Pfad abwärts über den alten Friedhof, um in die Altstadt zu gelangen.
Wir genießen das Abendessen mit unserer ersten Tajine und lassen die Kulisse des uns umgebenden Treibens auf dem zentralen Platz Plaza Uta el Hammam vor der großen Moschee auf uns wirken.
Die Gerüche und Angebote genießend, schlendern wir durch die Medina und gelangen erst am späten Abend zurück zum Zelt.
Wieder auf zwei Rädern und in diesem Land unterwegs zu sein, erfüllt uns mit großem Glück.
Auf dem Weg nach Fès am nächsten Tag, versäumen wir nicht „Volubilis“ einen Besuch abzustatten.
…sehr hohen Temperaturen von über 40° C…

Caracalla-Bogen Volubilis
Dieser Ort liegt in einer an die Toskana erinnernde Landschaft mit weitem Blick über die Felder.
Trotz der sehr hohen Temperaturen von über 40° C lassen wir es uns nicht nehmen durch eine Welt zu flanieren, die uns mitnimmt in tiefe Vergangenheit. Beeindruckende Boden-Mosaike dieses Unesco-Weltkulturerbes, zeugen von der vergangenen Kultur der Römer und ihrer Architektur vor über 2000 Jahren.
Monumente der römischen Antike und natürlich der Caracalla-Bogen sind unbedingt sehenswert. Wir atmen Antike!
Bei Hassan, direkt gegenüber, der mit Kochlöffelschlägen auf einen Topf unsere Aufmerksamkeit weckt, verbringen wir die Nacht. Die Tour nach Fès am folgenden Tag vermittelt uns Temperaturen von tatsächlich 44°C und die Stände mit frischen Früchten lassen uns immer wieder pausieren. Die Wasserrucksäcke ermöglichen uns Drinks während der Fahrt, was auch eminent wichtig ist.
Der Campingplatz nahe Fès überzeugt uns nicht und wir suchen somit ein Hotel, der Abend dämmert bereits. Erschöpft lassen wir die GS am Stadtrand von Fès auf dem bewachten Parkplatz stehen, denn ein freundlicher Mensch des telefonisch gebuchten Hotels am Rande der Medina, holt uns hier ab.
Der Zufall führt uns morgens in der Medina zu Abdul, der uns Orientierung im facettenreichen Fès gibt. Noch heute haben wir eine freundschaftliche Bindung zu ihm, er wohnt im Winter in Winterberg, nicht weit von uns entfernt.
Fès beeindruckt:
Spannend und mit uralter Kultur, den Färbern und Gerbern, engen Gassen der Medina.
Unser Aufenthalt gerät viel zu kurz.
Über Ifrane gelangen wir nach Azrou. Hier zwingt uns eine unangenehme Magenverstimmung Petras zu einem dreitägigen Aufenthalt.
Die ersehnte Weiterfahrt in den Süden führt uns durch Zedernwälder mit wild lebenden Berberaffen. Selbige freuen sich sehr über mitgebrachte Nüsschen. Darum wissend, hatte Holger diese vorher in Azrou besorgt.

Arbeit der Gerber und Färber in Fès
Das mittlere und hohe Atlasgebirge eröffnet absolut kurvenreiche Straßen mit griffigem Asphalt, auf denen es einfach nur Spaß macht, die Gashand ein wenig mehr zu aktivieren.
Durch das Ziztal, gesäumt von Palmen und lehmfarbenen Dörfern, erreichen wir eine der größten Oasen der Welt, das Tafilalet.
Die Stadt Erfoud beglückt uns mit einer Apotheke und dem wunderschönen Hotel Kasbah Tizimi.
Hier pflegen wir unsere Wehwehchen, nämlich Petras nachlassende und Holgers beginnende Magen-Darm-Geschichte und natürlich seiner, bei der blauen Quelle von Meski, verletzten Achillesferse. Er weiß noch nicht, dass er bereits in den 60ern ist und sich beim Klettern und Springen zurückhalten sollte!!
Die enge Todhra- und Dadesschlucht …

Die Todhra-Schlucht beeindruckt
Jetzt ist es nicht mehr weit, um auf der in westlicher Richtung zu fahrenden „Straße der Kasbahs“ in die enge Todhra-Schlucht mit ihren gigantischen 300 Metern hohen Felswänden einzufahren.
Die nicht weit entfernte Dades-Schlucht mit den bekannten Serpentinen lässt Tourenfahrers Herz samt Sozia schneller klopfen (brave GS, mit so viel Dampf aus dem Keller), monumentale Gebirgswelt führt in kolossale Einsamkeit bei verwegenem Straßenbau.
In der Stadt Quarzazarte ändern wir die Richtung nach Süden und entlang des Flusses Draa gelangen wir über Agdz, dem Rastplatz alter Karawanen, nach Zagora.
Die Wüstenstadt M´hamid, unweit des Erg Chegaga heißt unser Ziel und eben nicht Merzouga am Erg Chebbi, welches uns zu touristisch ist.
Wir brauchen keinen Luxus, lieben es eher bodenständig, lernen auf diese Art die tollsten Menschen kennen, sind nah dran am marokkanischen Leben, aber werden es nie ganz verstehen.
Tja und dann sind wir nach den letzten Kilometern auf versandeten Straßen angekommen, bei „Sahara Services“, die Holger von früheren Reisen bekannte Unterkunft, vor den Toren M´hamids.
Es regnet...
Was ist das denn? Da waren wir Temperaturen von über 40° C im Norden Marokkos ausgesetzt, aber hier, wo wir das überhaupt nicht erwarten finden wir fette Tropfen vor. Auch die Temperatur liegt nur noch bei ca. 25 ° C. Da müssen wir auch erstmal durch! Die Enttäuschung liegt bei uns, jedoch freut es natürlich die einheimische Bevölkerung.
Trotzdem gelangen wir nach atemberaubender Wüsten-Dünenfahrt am nächsten Tag mit Husseins Toyota zu den Kamelen, mit denen wir die letzten Kilometer zum Camp zurücklegen.
Es ist zwar diesig und wahrlich kein gutes Fotowetter, dennoch genießen wir mit wenigen Touris und später allein, in der Stille einer verzaubernde Dünennacht, das Lagerfeuer.
Wir schämen uns unserer Tränen der Demut und des Glücks nicht.
Ein strahlend blauer Himmel eröffnet den nächsten Tag. Früh am Morgen bei klarer Luft, gelingen dann doch gute Fotos. Hussein zeigt uns später das Wadi Draa, wo selbiger Fluss nach dem Regen in der Sahara langsam versiegt, ein seltener Anblick.
…nun Richtung Nord…
Die unausweichliche Rückfahrt, nun Richtung Nord über Zagora, lässt uns Dinge erleben, die wir noch nicht erahnen.
Wir verfahren uns und gelangen ab Zagora in eine viel zu westliche Richtung.

Verzaubernde Nacht in der Sahara
Nun bewähren sich wieder einmal die guten „Heidenau´s“ und dürfen ihrer Funktion gerecht werden, endlich in Sandverwehungen auf einsamer Straße zu greifen. Doch schon wieder setzt plötzlich Regen ein und am Horizont erkennen wir durch die Gischt eine schwarze Wand. Völlig überstürzt und bereits klatschnass auf ungeschützter Ebene, müssen wir eiligst den nächsten Ort finden. Gestresst erreichen wir Amezrou bei extremen Starkregen, Gewitter und fortgespülter Straße.

Glück im Unglück: Schutz im Rohbau bei Starkregen
Mit höchster Not entdecken wir einen rettenden Unterschlupf in einem Rohbau, in dem wir warten, bis das verheerende Unwetter vorbei ist. Über Applaus, der sich vor den Fluten nach Hause rettenden Marokkaner, freuen wir uns. Auch sie freuen sich über unser trockenes Plätzchen.
…in östlicher Richtung…
Unmöglich, die von Sturzbächen überspülte Straße zu befahren, drehen wir um und erreichen bei Dunkelheit in östlicher Richtung die traumhafte Unterkunft (Hotel Bab Rimal, Amezrou) und entspannen total, bei herzlicher Gastfreundschaft. Trocknend genießen wir unser Zimmer und sind dem massiven Trommelfeuer des Regens entflohen. Augenblicklich tauschen wir Stress gegen Entspannung.
Nach einem interessanten Gedankenaustausch am Morgen mit den Inhabern dieser besonderen Unterkunft, finden wir uns auf vielen Kilometern unwegsamer Straße mit lehmigem Matsch, Geröll und entwurzelten Palmen bei strahlend blauem Himmel wieder. Petra überquert besonders schwierige Abschnitte lieber per pedes, es reicht ja, wenn einer der Reisenden im Schlamm liegt, meint sie.
…aufregenden und spektakulären Pass Tiz´n Test
Über Taliouine befahren wir den aufregenden und spektakulären Pass Tiz´n Test. Die Südrampe ist, entgegen Holgers früheren Touren, bereits asphaltiert. Jedoch ist die Nordrampe noch recht ursprünglich und an wenigen Stellen geglättet, so dass hier Fahrfehler nur selten verziehen werden. Die Strecke ist vor Stürzen in den Abgrund recht ungenügend gesichert. Zunehmend erkennen wir, dass das Unwetter auch über diesen Pass hinweggefegt ist, erkennbar an herab gestürztem Erdreich. Immer wieder werden wir jedoch von Eindrücken landschaftlicher Vielfalt und Einsamkeit dieser ausgesetzten Bergregion verblüfft und begeistert. Die Foto-Stopps reihen sich aneinander.

Südrampe des Tiz´n Test
Zeit und Raum vergessend, gelangen wir viel zu spät ins Hotel Dar El Fellah Tahenaout. Die Mitarbeiter sind sich nicht zu schade, mit einem Lächeln die schon geschlossene Küche wieder zu aktivieren und uns köstlich zu bekochen. Waaaahnsinn, aber für uns nach 11 Stunden schweißtreibender und hochkonzentrierter Passfahrt der Hammer.
Was sind das in diesem Land für unfassbar freundliche Menschen, die wir schon allerorten und so häufig kennenlernen durften.
Über Marrakesch gelangen wir an die Atlantikküste und erreichen unser Ziel Ouilidia, einem touristischen Ort, in dem mehrheitlich inländische Familien ihren Urlaub am Atlantik verbringen.
Auf unserem weiteren, nun sehr zügigen Weg, besichtigen wir in El Jadida die alte portugiesische Festung samt Zisterne.
Schwer fällt uns der Abschied…

Ergebnisse des alljährlichen Kulturfestivals in Asilah
Am Quirl gedreht kommen wir schnell in die Künstlerstadt Asilah nahe Tanger, unserer letzten Übernachtung in Marokko. Schwer fällt uns der Abschied und ein letztes Mal dürfen wir die Gerüche und das Treiben in der Medina erleben. Ein alljährliches Kulturfestival im August mit in- und ausländischen Künstlern sorgt u. a. für wunderbare Gemälde an den Hauswänden.
Nur noch 30 Kilometer trennen uns vom Abschied aus Marokko und wir erreichen am nächsten Tag Tanger.
Bevor wir auf die Fähre dürfen, müssen wir das Motorrad neben den wartenden Autos parken. Tatsächlich werden die Fahrzeuge in Dreiergruppen zusammengestellt, um dann von einem Monstrum, welches über die Autos gleitet, geröntgt zu werden.
Die jeweilige Besatzung darf sich in respektvoller Entfernung vorher in Sicherheit bringen.
Unsere GS wird einzeln durchleuchtet. Danach dürfen wir auf die Fähre fahren.
Innerhalb von zwei Stunden erreichen wir entspannt Tarifa in Spanien.
Zurück in der EU fasziniert immer wieder der Gegensatz pro einer gewissen Geborgenheit, aber contra dem unwiderstehlichen Reiz der anderen Kultur, des Abenteuers, des Ungewissen.
Und so ist die Wehmut doch schon groß, denn wann werden wir dieses so faszinierende Land mit all seinen Gegensätzen und Facetten wieder bereisen dürfen?
In Tarifa ist der Campingplatz Torre de la Peña schnell erreicht.
Ein paradiesisches Fleckchen mit frei wählbaren Plätzen unten über und am Meer oder aber oben im Wald auf einsamen Plätzen, welche über einen fahrbaren Serpentinenweg entdeckt werden können. Die trennende Straße wird durch den Fußgängertunnel unterquert.
Ölnebel auf Petras Stiefel…
Nach einigen Tagen absoluter Entspannung machen wir uns auf den Weg nach Norden. Leider stellen wir dezenten Ölnebel auf Petras Stiefel fest und diagnostizieren eine defekte Dichtung am Kardanantrieb. Wir entschließen uns, in Córdoba die dortige BMW-Werkstatt aufzusuchen, wo uns blitzschnell am nächsten Tag geholfen wird. Nur der gelbe Staub der Sahara weicht nun leider, zu unserer Enttäuschung, dem nun blank geputzten Endantriebsgehäuse.

Entspannung auf dem Campingplatz Torre de la Peña in Tarifa
Die Besichtigung der Mezquita in Córdoba versetzt uns in ehrfürchtiges Staunen. Die Ausmaße der 856 übereinander gestapelten Bögen aus Marmor und Onyx in riesigen Hallen sind kaum zu erfassen.

Mezquita – Moschee (Kirche) in Córdoba
Ursprünglich fanden sich hier bis zu 25.000 islamische Gläubige zum Freitagsgebet ein. Einen Mittelpunkt gibt es bewusst nicht, denn jeder Muslim sollte sich so Allah nah fühlen. Die Quasi-Verschmelzung der islamischen und christlichen Religion in einem Bauwerk erlebten wir in dieser Form noch nicht. Vergessen sollte man allerdings auch nicht, dass es sich bei diesem kolossalen Bauwerk ursprünglich ehemals um eine Moschee handelte, in die man eine christliche Kirche integriert hat. Nun ja.
Cadaqués in Katalonien
Wir erreichen nach einigen Tagen das Städtchen Cadaqués in Katalonien am Cap de Creus an der Costa Brava.
Im September auf dem hiesigen Campingplatz ziemlich allein, steht unser Zelt weit über der Bucht von Cadaqués.
Wir statten dem bekannten surrealistischen Maler Salvador Dali und seinem Haus und Museum einen sehr sehenswerten Besuch ab. Nur muss Holger sich ein wenig auf ihn einlassen, doch Petra hat eine unverhohlene Sympathie für diesen Künstler und so fällt auch dem männlichen Part der Respekt und das Verstehen seiner Bilder und Kunstwerke vergleichsweise leicht.
Die Tour führte uns nun über kleine Sträßchen durch Frankreich, Carcassonne und dann umso hurtiger durch Luxemburg bei Regen über die Autobahn wieder in heimische Gefilde.

Cadaqués, Portlligat, Haus (Museum) von Dali
Unsere faszinierende Reise durch Marokko mit beeindruckenden Bildern und spannenden Erzählungen halten wir auch gerne live als Multimedia-Vortrag
